Technologieforum 2025: KI verändert Maklerprozesse

Kategorien: IT-Infrastruktur, Software3,9 min read

Technologieforum 2025: KI verändert Maklerprozesse

Beim Technologieforum 2025 in Essen wurde deutlich, wie tiefgreifend die Digitalisierung und insbesondere der Einsatz von Künstlicher Intelligenz die Arbeit von Versicherungsmaklern verändert. Über 600 Makler versammelten sich, um gemeinsam mit Branchenexperten über die Zukunft ihrer Tätigkeit zu diskutieren. Die Veranstaltung, organisiert von Acturis und germanBroker.net, war nicht nur ein Ort des fachlichen Austauschs, sondern auch ein lebendiges Beispiel dafür, wie Technologie und menschliche Expertise miteinander verschmelzen können.

Hartmut Goebel von germanBroker.net begrüßte die Teilnehmenden mit einem Augenzwinkern und stellte fest, dass er den Erfolg künftiger Veranstaltungen nicht mehr an der Zahl der Gäste, sondern an der Menge des ausgeschenkten Bieres messen wolle ein humorvoller Hinweis darauf, dass Digitalisierung manchmal nur mit einem kühlen Getränk zu ertragen sei. Marc Rindermann, CEO von Acturis, konterte charmant mit einem Krug Sprudelwasser und betonte, dass klare Prozesse in der vertrieblich-technischen Zusammenarbeit unverzichtbar seien.

Ein zentrales Thema des Forums war die Frage, wie KI sinnvoll in bestehende Maklerprozesse integriert werden kann. Dr. Tim Schrills von der Universität Lübeck warnte eindringlich davor, KI-Systeme einfach auf bestehende Abläufe zu setzen, ohne diese zuvor zu überdenken. Seine Forschung zeigt, dass Unternehmen, die diesen Fehler begehen, häufig eine Verschlechterung ihrer Leistung erleben. Marc Rindermann unterstrich diesen Punkt mit der Aussage, dass ein einfacher Chatbot nicht ausreiche, um echte Effizienzgewinne zu erzielen. Vielmehr arbeite Acturis daran, KI direkt in das Maklerverwaltungsprogramm AMS 6 zu integrieren, sodass Prozesse künftig autonom und intelligent ablaufen können.Die Herausforderung bestehe darin, eine Balance zwischen Automatisierung und Kontrolle zu finden. KI-Systeme agieren zwar selbstständig, bieten jedoch weniger direkte Steuerungsmöglichkeiten als klassische Softwarelösungen. Deshalb sei es laut Schrills entscheidend, dass Makler zunächst ihre eigenen Stärken analysieren und dann gezielt entscheiden, welche Aufgaben sie an KI abgeben möchten. Besonders praxisnah wurde es bei der Vorstellung konkreter KI-Anwendungen. Lucy Raeder von mySolution und Thorben Schlätzer von dreifach.ai präsentierten ein System, das Schadenprozesse automatisiert, indem es E-Mails, Bilder und Dokumente analysiert und strukturierte Daten direkt ins AMS überträgt. Diese Lösung spart nicht nur Zeit, sondern auch erhebliche Kosten: Ein Sachbearbeiter benötigt für die Erstaufnahme eines Schadens rund 15 Minuten – bei 100 Schäden pro Monat summieren sich die jährlichen Kosten schnell auf etwa 15.000 Euro.

Auch die telefonische Schadenaufnahme wurde neu gedacht. Makler Matthias Kuch demonstrierte einen KI-gestützten Telefonbot, der gemeinsam mit Assfinet entwickelt wurde. Dieses System erkennt auch komplexe und umständliche Kundenschilderungen, stellt gezielte Rückfragen und unterscheidet sich damit grundlegend von herkömmlichen Sprachautomaten, die Kunden oft frustrieren. Die Lösung ist bereits einsatzbereit und kann von anderen Maklern unkompliziert getestet werden. In der anschließenden Podiumsdiskussion wurde die zunehmende Abhängigkeit von investorengetriebenen Maklerpools kritisch beleuchtet. Hartmut Goebel warnte vor den Bindungseffekten, die entstehen, wenn Makler sich technisch zu stark an große Anbieter binden. Besonders die plötzlichen Verkäufe von MVP-Systemen wie Salia und FINASS hätten gezeigt, wie schnell die Unabhängigkeit eines Maklerunternehmens gefährdet sein könne. Wenn der kulturelle Anker verloren gehe, zahle man dafür mit langfristigen Einschränkungen.

Michael Littig von TechPro ergänzte, dass die Erwartungen an KI oft unrealistisch hoch seien. Die Ergebnisse von KI würden deutlich kritischer bewertet als die von Menschen, und in komplexen Beratungssituationen sei eine vollständige Automatisierung derzeit noch nicht möglich. Immer wieder gebe es Fälle, die menschliche Expertise erfordern.

Ein Hoffnungsträger für die Verbesserung der Datenqualität ist der BiPRO-Hub, den Frank Schrills, Präsident des BiPRO e. V., vorstellte. Dieser zentrale Knotenpunkt soll hochwertige Daten zwischen Produktgebern und Maklern vermitteln und damit bestehende Probleme lösen. Schrills zeigte sich optimistisch und prognostizierte, dass die Branche in den nächsten fünf Jahren große Fortschritte machen werde. Bereits über 20 Initiatoren, darunter namhafte Versicherer, unterstützen das Projekt. Auch die EU-Verordnung FIDA (Financial Data Access) wurde kontrovers diskutiert. Während Marc Rindermann darin eine Chance für Makler sieht, schneller und einfacher an Kundendaten zu gelangen, äußerten Versicherer Skepsis gegenüber der Regulierung. Frank Schrills hingegen sieht in FIDA eine Möglichkeit, die Branche gegenüber großen Tech-Konzernen zu stärken und ihre Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.

Zum Abschluss des Forums fasste Tim Schrills die zentrale Botschaft zusammen: Makler sollten bei konkreten Problemen ansetzen und nicht bei der Technologie. Nur wenn ein echtes Problem identifiziert wird und die Technik gezielt zur Lösung eingesetzt wird, entsteht nachhaltiger Nutzen. Diese Denkweise sei entscheidend für die erfolgreiche Digitalisierung des Maklerbüros.

Den Originaltext lesen sie hier: Technologieforum 2025: KI-Revolution im Maklerbüro – dvb

Technologieforum 2025: KI verändert Maklerprozesse

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Technologieforum 2025: KI verändert Maklerprozesse

Beim Technologieforum 2025 in Essen wurde deutlich, wie tiefgreifend die Digitalisierung und insbesondere der Einsatz von Künstlicher Intelligenz die Arbeit von Versicherungsmaklern verändert. Über 600 Makler versammelten sich, um gemeinsam mit Branchenexperten über die Zukunft ihrer Tätigkeit zu diskutieren. Die Veranstaltung, organisiert von Acturis und germanBroker.net, war nicht nur ein Ort des fachlichen Austauschs, sondern auch ein lebendiges Beispiel dafür, wie Technologie und menschliche Expertise miteinander verschmelzen können.

Hartmut Goebel von germanBroker.net begrüßte die Teilnehmenden mit einem Augenzwinkern und stellte fest, dass er den Erfolg künftiger Veranstaltungen nicht mehr an der Zahl der Gäste, sondern an der Menge des ausgeschenkten Bieres messen wolle ein humorvoller Hinweis darauf, dass Digitalisierung manchmal nur mit einem kühlen Getränk zu ertragen sei. Marc Rindermann, CEO von Acturis, konterte charmant mit einem Krug Sprudelwasser und betonte, dass klare Prozesse in der vertrieblich-technischen Zusammenarbeit unverzichtbar seien.

Ein zentrales Thema des Forums war die Frage, wie KI sinnvoll in bestehende Maklerprozesse integriert werden kann. Dr. Tim Schrills von der Universität Lübeck warnte eindringlich davor, KI-Systeme einfach auf bestehende Abläufe zu setzen, ohne diese zuvor zu überdenken. Seine Forschung zeigt, dass Unternehmen, die diesen Fehler begehen, häufig eine Verschlechterung ihrer Leistung erleben. Marc Rindermann unterstrich diesen Punkt mit der Aussage, dass ein einfacher Chatbot nicht ausreiche, um echte Effizienzgewinne zu erzielen. Vielmehr arbeite Acturis daran, KI direkt in das Maklerverwaltungsprogramm AMS 6 zu integrieren, sodass Prozesse künftig autonom und intelligent ablaufen können.Die Herausforderung bestehe darin, eine Balance zwischen Automatisierung und Kontrolle zu finden. KI-Systeme agieren zwar selbstständig, bieten jedoch weniger direkte Steuerungsmöglichkeiten als klassische Softwarelösungen. Deshalb sei es laut Schrills entscheidend, dass Makler zunächst ihre eigenen Stärken analysieren und dann gezielt entscheiden, welche Aufgaben sie an KI abgeben möchten. Besonders praxisnah wurde es bei der Vorstellung konkreter KI-Anwendungen. Lucy Raeder von mySolution und Thorben Schlätzer von dreifach.ai präsentierten ein System, das Schadenprozesse automatisiert, indem es E-Mails, Bilder und Dokumente analysiert und strukturierte Daten direkt ins AMS überträgt. Diese Lösung spart nicht nur Zeit, sondern auch erhebliche Kosten: Ein Sachbearbeiter benötigt für die Erstaufnahme eines Schadens rund 15 Minuten – bei 100 Schäden pro Monat summieren sich die jährlichen Kosten schnell auf etwa 15.000 Euro.

Auch die telefonische Schadenaufnahme wurde neu gedacht. Makler Matthias Kuch demonstrierte einen KI-gestützten Telefonbot, der gemeinsam mit Assfinet entwickelt wurde. Dieses System erkennt auch komplexe und umständliche Kundenschilderungen, stellt gezielte Rückfragen und unterscheidet sich damit grundlegend von herkömmlichen Sprachautomaten, die Kunden oft frustrieren. Die Lösung ist bereits einsatzbereit und kann von anderen Maklern unkompliziert getestet werden. In der anschließenden Podiumsdiskussion wurde die zunehmende Abhängigkeit von investorengetriebenen Maklerpools kritisch beleuchtet. Hartmut Goebel warnte vor den Bindungseffekten, die entstehen, wenn Makler sich technisch zu stark an große Anbieter binden. Besonders die plötzlichen Verkäufe von MVP-Systemen wie Salia und FINASS hätten gezeigt, wie schnell die Unabhängigkeit eines Maklerunternehmens gefährdet sein könne. Wenn der kulturelle Anker verloren gehe, zahle man dafür mit langfristigen Einschränkungen.

Michael Littig von TechPro ergänzte, dass die Erwartungen an KI oft unrealistisch hoch seien. Die Ergebnisse von KI würden deutlich kritischer bewertet als die von Menschen, und in komplexen Beratungssituationen sei eine vollständige Automatisierung derzeit noch nicht möglich. Immer wieder gebe es Fälle, die menschliche Expertise erfordern.

Ein Hoffnungsträger für die Verbesserung der Datenqualität ist der BiPRO-Hub, den Frank Schrills, Präsident des BiPRO e. V., vorstellte. Dieser zentrale Knotenpunkt soll hochwertige Daten zwischen Produktgebern und Maklern vermitteln und damit bestehende Probleme lösen. Schrills zeigte sich optimistisch und prognostizierte, dass die Branche in den nächsten fünf Jahren große Fortschritte machen werde. Bereits über 20 Initiatoren, darunter namhafte Versicherer, unterstützen das Projekt. Auch die EU-Verordnung FIDA (Financial Data Access) wurde kontrovers diskutiert. Während Marc Rindermann darin eine Chance für Makler sieht, schneller und einfacher an Kundendaten zu gelangen, äußerten Versicherer Skepsis gegenüber der Regulierung. Frank Schrills hingegen sieht in FIDA eine Möglichkeit, die Branche gegenüber großen Tech-Konzernen zu stärken und ihre Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.

Zum Abschluss des Forums fasste Tim Schrills die zentrale Botschaft zusammen: Makler sollten bei konkreten Problemen ansetzen und nicht bei der Technologie. Nur wenn ein echtes Problem identifiziert wird und die Technik gezielt zur Lösung eingesetzt wird, entsteht nachhaltiger Nutzen. Diese Denkweise sei entscheidend für die erfolgreiche Digitalisierung des Maklerbüros.

Den Originaltext lesen sie hier: Technologieforum 2025: KI-Revolution im Maklerbüro – dvb