FiDA: Chance für Exklusivvertriebe im Versicherungsmarkt
Veröffentlicht:1. September 2025
FiDA: Chance für Exklusivvertriebe im Versicherungsmarkt
Am 28. August 2025 rückte die geplante EU-Verordnung zur Financial Data Access, kurz FiDA, in den Fokus der Finanzbranche. Sie sieht vor, dass Finanzdaten künftig mit ausdrücklicher Zustimmung der Kunden zwischen Finanzinstituten und Informationsdienstleistern ausgetauscht werden können. Was zunächst wie eine Bedrohung für den klassischen Versicherungsvertrieb erscheint, könnte sich insbesondere für den Exklusivvertrieb als strategische Chance entpuppen. Professor Dr. Sascha Kwasniok von der Dualen Hochschule Baden-Württemberg sowie Johannes Neumeyer und Björn Habenschaden von Accenture vertreten die Auffassung, dass gerade Ausschließlichkeitsorganisationen von der neuen Datenlandschaft profitieren könnten, sofern sie sich rechtzeitig und gezielt darauf vorbereiten.
FiDA zählt zu den derzeit meistdiskutierten Regulierungsinitiativen der Europäischen Union im Bereich Finanzmarkttransparenz. Aufbauend auf der bereits seit 2019 geltenden PSD2-Richtlinie, die den Datenaustausch zwischen Banken und Drittanbietern ermöglicht, soll FiDA nun auch Versicherungen, Investmentgesellschaften und andere Finanzdienstleister einbeziehen. Kunden erhalten damit die Möglichkeit, ihre Daten zu Krediten, Altersvorsorge, Investmentvermögen und Versicherungsverträgen in Echtzeit freizugeben und zentral zu verwalten. Ziel ist es, durch diesen offenen Zugang einen stärkeren Wettbewerb zu fördern und datengetriebene Innovationen zu ermöglichen. Denkbar sind etwa digitale Anwendungen, die sämtliche Finanzprodukte eines Kunden bündeln und automatisiert auf Optimierungspotenziale hinweisen.
Gerade für den Exklusivvertrieb eröffnen sich neue Perspektiven. Durch die enge Anbindung an die Produktgeber können Vermittler auf bestehende technische Infrastrukturen zurückgreifen und gleichzeitig auf Daten zugreifen, die bislang nur dem Maklervertrieb vorbehalten waren. Dazu zählen beispielsweise Fremdverträge oder externe Vorsorgeprodukte der Kunden. Die strategische Vorbereitung der Ausschließlichkeitsorganisationen wird damit zu einem entscheidenden Erfolgsfaktor für die erfolgreiche FiDA-Implementierung.
Eine aktuelle Studie von Accenture in Zusammenarbeit mit der Dualen Hochschule Baden-Württemberg, die unter mehr als 500 Exklusivvertrieben durchgeführt wurde, liefert eine erste Standortbestimmung. Die Ergebnisse zeigen ein heterogenes Meinungsbild. Während viele Vermittler die Chancen für eine umfassendere Beratung erkennen, bestehen gleichzeitig Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes und der möglichen Dominanz digitaler Vertriebswege wie Vergleichsportale. Besonders auffällig ist, dass jüngere Vermittler die Potenziale offener Finanzdaten deutlich positiver bewerten als ältere Kollegen, die sich eher zurückhaltend äußern. Trotz bestehender Vorbehalte erkennen viele Vermittler die Vorteile einer verbesserten Datenbasis. Ein Großteil der Befragten geht davon aus, dass FiDA ihnen Wettbewerbsvorteile verschaffen und den Markterfolg sowie die Umsätze steigern könnte. Die Bereitschaft, die Einwilligung der Kunden aktiv einzuholen, ist grundsätzlich vorhanden, allerdings erwarten viele Vermittler eine Gegenleistung, sei es in Form finanzieller Anreize oder durch direkten Zugriff auf die freigegebenen Daten. Damit wird deutlich, dass der Nutzen von FiDA nicht nur technisch, sondern auch kommunikativ überzeugend vermittelt werden muss.
Für eine nachhaltige Verankerung von FiDA im Vertrieb ist ein gezielter Veränderungsprozess erforderlich. Dieser sollte frühzeitig starten und insbesondere die Gruppe der aufgeschlossenen und ambitionierten Vermittler einbeziehen, um sie zu aktiven Botschaftern der neuen Datenkultur zu machen. Gleichzeitig ist es essenziell, dass nicht nur die Vertriebsführung, sondern auch Governance-, Compliance- und IT-Funktionen das strategische Zielbild mittragen und gemeinsam umsetzen. FiDA besitzt das Potenzial, die Spielregeln im Versicherungsvertrieb grundlegend zu verändern. Versicherer mit großen Exklusivvertrieben sollten die Verordnung nicht als regulatorische Last, sondern als strategische Chance begreifen. Um sich Wettbewerbsvorteile zu sichern, empfiehlt es sich, frühzeitig in konkrete Anwendungsfälle, vertriebsunterstützende Maßnahmen und ein effizientes Consent-Management zu investieren. Auch wenn die finale gesetzliche Ausgestaltung noch aussteht, sind die zentralen Stoßrichtungen bereits heute erkennbar. Daher können bestehende Digitalisierungs- und Vertriebsstrategien schon jetzt im Hinblick auf FiDA bewertet und gegebenenfalls neu priorisiert werden. So lassen sich Risiken im Transformationsprozess frühzeitig identifizieren und gezielt reduzieren, um die eigene FiDA-Readiness strategisch zu stärken.
Den Originaltext lesen sie hier: Open Finance und FiDA: Wie die Ausschließlichkeit zum Profiteur offener Finanzdaten wird – VersicherungsJournal Deutschland
FiDA: Chance für Exklusivvertriebe im Versicherungsmarkt
Veröffentlicht:1. September 2025
FiDA: Chance für Exklusivvertriebe im Versicherungsmarkt
Am 28. August 2025 rückte die geplante EU-Verordnung zur Financial Data Access, kurz FiDA, in den Fokus der Finanzbranche. Sie sieht vor, dass Finanzdaten künftig mit ausdrücklicher Zustimmung der Kunden zwischen Finanzinstituten und Informationsdienstleistern ausgetauscht werden können. Was zunächst wie eine Bedrohung für den klassischen Versicherungsvertrieb erscheint, könnte sich insbesondere für den Exklusivvertrieb als strategische Chance entpuppen. Professor Dr. Sascha Kwasniok von der Dualen Hochschule Baden-Württemberg sowie Johannes Neumeyer und Björn Habenschaden von Accenture vertreten die Auffassung, dass gerade Ausschließlichkeitsorganisationen von der neuen Datenlandschaft profitieren könnten, sofern sie sich rechtzeitig und gezielt darauf vorbereiten.
FiDA zählt zu den derzeit meistdiskutierten Regulierungsinitiativen der Europäischen Union im Bereich Finanzmarkttransparenz. Aufbauend auf der bereits seit 2019 geltenden PSD2-Richtlinie, die den Datenaustausch zwischen Banken und Drittanbietern ermöglicht, soll FiDA nun auch Versicherungen, Investmentgesellschaften und andere Finanzdienstleister einbeziehen. Kunden erhalten damit die Möglichkeit, ihre Daten zu Krediten, Altersvorsorge, Investmentvermögen und Versicherungsverträgen in Echtzeit freizugeben und zentral zu verwalten. Ziel ist es, durch diesen offenen Zugang einen stärkeren Wettbewerb zu fördern und datengetriebene Innovationen zu ermöglichen. Denkbar sind etwa digitale Anwendungen, die sämtliche Finanzprodukte eines Kunden bündeln und automatisiert auf Optimierungspotenziale hinweisen.
Gerade für den Exklusivvertrieb eröffnen sich neue Perspektiven. Durch die enge Anbindung an die Produktgeber können Vermittler auf bestehende technische Infrastrukturen zurückgreifen und gleichzeitig auf Daten zugreifen, die bislang nur dem Maklervertrieb vorbehalten waren. Dazu zählen beispielsweise Fremdverträge oder externe Vorsorgeprodukte der Kunden. Die strategische Vorbereitung der Ausschließlichkeitsorganisationen wird damit zu einem entscheidenden Erfolgsfaktor für die erfolgreiche FiDA-Implementierung.
Eine aktuelle Studie von Accenture in Zusammenarbeit mit der Dualen Hochschule Baden-Württemberg, die unter mehr als 500 Exklusivvertrieben durchgeführt wurde, liefert eine erste Standortbestimmung. Die Ergebnisse zeigen ein heterogenes Meinungsbild. Während viele Vermittler die Chancen für eine umfassendere Beratung erkennen, bestehen gleichzeitig Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes und der möglichen Dominanz digitaler Vertriebswege wie Vergleichsportale. Besonders auffällig ist, dass jüngere Vermittler die Potenziale offener Finanzdaten deutlich positiver bewerten als ältere Kollegen, die sich eher zurückhaltend äußern. Trotz bestehender Vorbehalte erkennen viele Vermittler die Vorteile einer verbesserten Datenbasis. Ein Großteil der Befragten geht davon aus, dass FiDA ihnen Wettbewerbsvorteile verschaffen und den Markterfolg sowie die Umsätze steigern könnte. Die Bereitschaft, die Einwilligung der Kunden aktiv einzuholen, ist grundsätzlich vorhanden, allerdings erwarten viele Vermittler eine Gegenleistung, sei es in Form finanzieller Anreize oder durch direkten Zugriff auf die freigegebenen Daten. Damit wird deutlich, dass der Nutzen von FiDA nicht nur technisch, sondern auch kommunikativ überzeugend vermittelt werden muss.
Für eine nachhaltige Verankerung von FiDA im Vertrieb ist ein gezielter Veränderungsprozess erforderlich. Dieser sollte frühzeitig starten und insbesondere die Gruppe der aufgeschlossenen und ambitionierten Vermittler einbeziehen, um sie zu aktiven Botschaftern der neuen Datenkultur zu machen. Gleichzeitig ist es essenziell, dass nicht nur die Vertriebsführung, sondern auch Governance-, Compliance- und IT-Funktionen das strategische Zielbild mittragen und gemeinsam umsetzen. FiDA besitzt das Potenzial, die Spielregeln im Versicherungsvertrieb grundlegend zu verändern. Versicherer mit großen Exklusivvertrieben sollten die Verordnung nicht als regulatorische Last, sondern als strategische Chance begreifen. Um sich Wettbewerbsvorteile zu sichern, empfiehlt es sich, frühzeitig in konkrete Anwendungsfälle, vertriebsunterstützende Maßnahmen und ein effizientes Consent-Management zu investieren. Auch wenn die finale gesetzliche Ausgestaltung noch aussteht, sind die zentralen Stoßrichtungen bereits heute erkennbar. Daher können bestehende Digitalisierungs- und Vertriebsstrategien schon jetzt im Hinblick auf FiDA bewertet und gegebenenfalls neu priorisiert werden. So lassen sich Risiken im Transformationsprozess frühzeitig identifizieren und gezielt reduzieren, um die eigene FiDA-Readiness strategisch zu stärken.
Den Originaltext lesen sie hier: Open Finance und FiDA: Wie die Ausschließlichkeit zum Profiteur offener Finanzdaten wird – VersicherungsJournal Deutschland